Pässetipps: Frankreich
Zwischen dem Genfer See und der Côte d’Azur liefern die Französischen Alpen Pässe zum Träumen. Wir haben die Highlights herausgesucht, die ihr unbedingt beim Frankreichbesuch unter die Motorradreifen nehmen solltet.
HAUTE-SAVOIE
COL DE JOUX PLANE
Ein Fall für eine Mediation
Der ziemlich unbekannte, deutlich alpine Col de Joux Plane begeistert nicht nur Biker, er mag uns auch verwirren. Besitzt die abschnittsweise fast anspruchsvolle Passstraße doch keinen expliziten Scheitel, sondern windet sich durch eine herrliche Hochalm mit echten Bergseen, ein paar Hütten sowie vielen zukünftigen Insta-Hotspots. Das „Ich-war-auch-hier“-Passschild zeigt als groben Mittel¬wert 1.700 m, wohl eher ein Mediationsvorschlag zwischen Passstraße (1.691 m) und Passhöhe selbst (1.712 m). Bewegung ist gesund, also lasst uns zu Fuß zum Höhepunkt schlendern. Zum Dessert gibt’s eine prächtige RUNDTOUR mit den
HIGHLIGHTS: Morzine • Col de la Joux Verte • Lac de Montriond • Col de Ramaz • Mieussy • Cluses
Höhe 1712 m - Länge 24 km – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja
COL DES ARAVIS
Bringt Profis zum Schwitzen
Der Aravis war schon öfter Teil der legendären Tour de France und bringt deren Profis regelmäßig ins Schwitzen. Deshalb ist er auch ein beliebter Pass, den wir uns mit Hobby-Rennradlern teilen müssen. Und problemlos können, denn die Passstraße ist ordentlich breit, die Passhöhe samt Einkehrschwung ein herrliches Fleckchen alpines Gelände. Wenn es uns im Sattel zu frisch wird, können wir dort oben Rinder- und Ziegenfelle kaufen und unseren Sattel damit aufpolstern.– Batterieschonender als jede Heizspirale. Der Pass selbst gehört zu den Höhepunkten der legendären Route des Grandes Alpes vom Genfer See nach Menton an der Côte d’Azur. Auf die treffen wir gleich noch öfter. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Col des Saisies • Beaufort • Col de Marais • Thônes • Col de Croix Fry • Col de Merdassier
Höhe 1486 m - Länge 22 km – leicht - Maut nein - Wintersperre ja
SAVOIE
COL DU PRÈ
Für Genießer und Entdecker
Der Col du Pré ist der deutlich reizvollere „Umweg“, um von Beaufort an den malerischen Lac de Roselend zu huschen. Otto-Normalo nimmt dazu die D925 über den Col du Meraillet (1.605 m) mit neun Kehren, wir Genießer hingegen wählen die Route du Col du Pré - und genießen 18 Kilometer Kehrentanz in vollen Zügen. So wie die optionale, ja erlaubte Fahrt über die gewaltige Bogenstaumauer des Sees. Herrliche Picknickplätze liegen rund um den See und die Ausblicke, samt alpiner Umrahmung, bleiben für immer in Erinnerung. Um ehrlich zu sein: der mächtige Roselend-Stausee ist schöner, als der Scheitel des Col du Pré - dafür können wir nun unserem Lebens-Roadbook einen weiteren No-Name-Pass hinzufügen.TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Lac de Roselend • Lac de Saint-Guérin • Col de la Forclaz (einer von vielen) • Col des Saisies • Signal de Bisanne • optional Col de Joly (teilweise offroad).
Höhe 1703 m - Länge 18 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
COL DU PETIT SAINT BERNARD
Kleiner Bruder ganz groß
Ganze 54 Kehren auf 55 Kilometern Strecke - DAS nennen wir ein gelungenes Mischungsverhältnis. Hinzu kommt, dass der kleine Bruder des Grossen Sankt Bernhard Passes fahrerisch und landschaftlich deutlich abwechslungsreicher ist - auch ohne Hundewelpen-Zucht. Karges, stimmungsvolles Gelände mitsamt eigentümlichen Ruinen ehemaliger Grenzbastionen erwartet uns. Entlang der Passhöhe läuft die Grenze zwischen Italien und Frankreich. Auch hier stand einst ein Hospiz gegründet Bernhard von Aosta (auch Bernhard von Menthon genannt), es wurde aber im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die gesamte Passstrecke existiert heute aus rein touristischem Vergnügen, eine verkehrspolitische Bedeutung hat sie fast nicht. Und das ist auch gut so. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Colle San Carlo • Aosta-Tal mit Seitenarmen (Valgrisenche, Rhêmes, Valsavarenche) • Aosta.
Höhe 2188 m – Länge 55 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja
COL DE L’ISÉRAN
Höher kann keiner (ohne Tricks)
Er ist der höchste asphaltierte und damit befahrbare Pass der Alpen - wer an dieser Stelle aufbegehrt und den Bonette (2.715 m, s.u.) ins Spiel bringt - sorry - der irrt: Der Trick des Bonette ist seine Gipfelrunde bis auf 2.802 m. Die ist aber KEIN Pass. Basta!
Genießen wir die Eroberung des Iséran deshalb in vollen Zügen, zumal seine „Öffnungszeiten“ atemraubend kurz sind. Unterwegs lohnt ein Boxenstopp im sehenswerten Val d’Isère, das im Bergsommer recht gemütlich vor sich hindöst. Für eine Stärkung reicht das Angebot aber allemal. Und im Süden warten dann weitere Pässe auf uns sowie eine deutlich wärmende Sonne.– Die braucht es auch, um unsere Gliedmaßen wieder aufzutauen, denn selbst im Hochsommer ist es auf dem Iséran oftmals zapfig. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Val d’Isère und Tignes • Bourg-Saint-Maurice • Col du Tra • Moutiers • Col de la Madeleine • Saint-Jean-de-Maurienne • Bonneval-sur-Arc.
Höhe 2770 m - Länge 78 km – leicht - Maut nein - Wintersperre ja
COL DU MONT CENIS - PETIT MONT CENIS
Noch zwei ungleiche Brüder
Der oftmals sonnenverwöhnte Col du Mont Cenis mit seinem malerischen See ist perfekt geeignet, um die Frostbeulen der Iséran-Überquerung bei einem Sonnenbad narbenfrei zu beseitigen. Und dabei tief in der Geschichte des Passes einzutauchen, denn Kaiser und Könige ließen sich schon über den Mont Cenis tragen. Ja, Heinrich IV. kam hier vorbei auf dem Weg nach Canossa und Napoleon ließ um 1803 die erste Passstraße planieren. Nur einen Katzensprung entfernt und 60 m höher liegt der Col du Petit Mont Cenis, der vor allem Wanderer begeistert.– Und Biker, die sich die Schlaglochpiste gönnen können. Gleichwohl das Refuge du Petit Mont Cenis nur selten geöffnet hat lohnt dieser Exkurs allein schon wegen der Aussicht - und der Vollständigkeit halber. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Modane • Bardonecchia • Susa • Pas du Paradis • Lac du Mont Cenis.
Höhe 2110/2170 m - Länge 42 km – leicht- Maut nein - Wintersperre ja
COL DU MOLLARD
Vergnügen mit Anfänger-Option
Der hübsche Col du Mollard ist einer jener No-Name-Höhepunkte der Seealpen, die uns oft im Jahr allein gehören. Bis auf die Bewohner des Hochplateaus verirrt sich kaum jemand dort hinauf. So können wir uns mit voller Konzentration der Nordrampe des Passes widmen, die uns 46 echt spitze Kehren auf gerade einmal 19 Kilometern Strecke „kredenzt“. Anschließend ist die Angstrille unserer Reifen nur noch millimeterbreit - außer natürlich, Ihr tragt das Moped um die Kurven. Anfängern empfehlen wir die westlich parallel verlaufende D110. Das Hochplateau rund um den Mollard ist lebensabendgeeignet schön und begeistert durch ein alpines Panorama, samt verträumten Weilern und herrlichen Picknickplätzen. Bringt Zeit mit ... und schaut mal auf die Immobilienangebote dort. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Col de la Croix de Fer • Col du Glandon • La Chambre • Saint-Jean-de-Maurienne • Le Corbier • Villargondran
Höhe 1638 m - Länge 37 km –mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja
COL DU GALIBIER (MIT TÉLÉGRAPHE)
Nach Hause telefonieren?
Ab 1911 wurde der Galibier als eine der härtesten Bergprüfungen in die Tour de France aufgenommen. Ja, seine Passhöhe war sogar schon einmal höchstes Etappenziel aller bisherigen TdF-Etappen. Für uns Biker gehört der Galibier als fünfthöchster
asphaltierter Pass der Alpen in jedes Lebens-Roadbook, zumal er auch fahrerisch ein echter Hochgenuss ist. Die Passhöhe trennt das nordalpine vom mediterranen Klima, auf dem Galibier beginnt also der Süden Europas. Welch prächtiger Grund unser Insta-Profil mit Bildern zu fluten. Das gelingt auch hier Dank tadellosem 4G, gleichwohl die historischen Funkanlagen auf dem hinter uns liegenden Col du Télégraphe lange schon abgeschaltet sind. Dessen Rampe gibt der Fahrt über den Galibier einen schönen zusätzlichen Kick. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Lac du Chambon • Le Bourg-d’Oisans • L’Alpe-D’Huez • Allemond • Lac de Grandmaison • Col du Glandon • Saint-Jean-de-Maurienne • Saint-Michel-de-Maurienne
Höhe 2642 m (Télégraphe 1566 m) - Länge 72 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja
Provence-Alpes- Côte d’Azur
COL DE LA BONETTE (MIT RESTEFOND)
Schummeln auf höchstem Niveau
Bis vor wenigen Jahren war der Diskurs um den Höchsten der Alpen noch heftig. Doch inzwischen begnügen sich die Bonette-Fans mit dem Titel „zweithöchste öffentlich befahrbare Straße der Alpen“ - wenngleich sie auch hier Platz 1 an die Ötztaler Gletscherstraße (2.829 m) abgeben mussten. Das Schild „Plus haute route d’Europe“ haben sie aber bis heute nicht abgeschraubt, obwohl sie auch in diesem Contest hinter der spanischen Sierra Nevada rangieren. Schwamm drüber - dem fahrerischen Genuss des Bonette mit all seinen Vor-, Hinter- und Nebenpässen tut diese Erbsenzählerei keinerlei Abbruch. Wir huschen durch historisch wertvolles, hochalpines Gelände von einem Fotostopp zum nächsten. Und wenn uns dazu die Alpensonne lacht, ist eh aller Streit vergessen. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Jausiers • Barcelonnette • Col de la Cayolle • Guillaumes • Col de la Couillole • Saint-Etienne-de-Tinée.
Höhe 2715 m (Cime de la Bonette 2802m) - Länge 50 km (incl.Cime de la Bonette) – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja