Von Königsmord und königlichem Reisen
Auf dieser Runde erkunden wir all die Happy Places von Deutschlands einzigem Märchenkönig. Natürlich stilvoll hoch zu Ross.
Ein Tipp für alle Königstreuen vorweg: Plant den Besuch von Schloss Neuschwanstein, Hohenschwangau und Linderhof außerhalb von Ferienzeiten und Wochenenden ein. Zum Beispiel an einem Montag vor oder nach dieser herrlichen Rundtour.
Unser Basislager Füssen ist DER touristische Hotspot des Allgäus. Wie justament dem Mittelalter entsprungen präsentiert sich der historische Kern der alten Handelsstadt direkt unterhalb des Hohen Schlosses. Herrliche Illusions-Malereien an prächtig restauriertem Fachwerk begeistern jeden Besucher und stimmen uns perfekt ein auf das im Süden der Stadt vor uns liegende Erbe Ludwigs II.
Zurück ins Hier und Heute huschen wir über den spektakulären Lechfall zum ausgeschilderten Plansee östlich von Reutte. Ein herrliches Naturparadies mit einer einzigartigen Uferstraße, die zu den beliebtesten Motorradstrecken der Nordalpen gehört - garniert mit unzähligen spontanen Bikertreffs.
Via Ammersattel erreichen wir Schloss Linderhof inmitten blickdichten Waldes, Märchenkönigs einstmals ganz privates Wohn- und Jagdschloss. Die „Königliche Villa“ ist das kleinste der drei Schlösser Ludwigs II. und das einzige, das noch zu seinen Lebzeiten vollendet wurde. Linderhof gilt deshalb auch als sein Lieblingsschloss.
Von steingewordenen Träumen
Ludwigs Vater Maximilian II. entdeckte auf einer Wanderung die romantische Burgruine Schwanstein und beschloss ihren Wiederaufbau als seine Sommerresidenz. Hohenschwangau nannte er sie fortan. Chroniken berichten von rauschenden Festen, prächtigen Ritterspielen und weithin leuchtenden Bergfeuern.
Gleich gegenüber auf zerklüftetem Felsen ließ Ludwig 1868 im Stil einer altdeutschen Ritterburg seine monumental-romantische Fluchtburg erbauen – sein Neuschwanstein. Inspiriert von den gewaltigen Opern seines Freundes Richard Wagner plante er sein fünfstöckiges Schloss bis ins kleinste Detail. 18 sündhaft teure Baujahre später war das Hauptgebäude Neuschwansteins fast fertig. Nur dem Thronsaal fehlte - geradezu symbolisch - noch der elfenbeinerne Thron, als Ludwig entmündigt und entmachtet im Juni 1886 gewaltsam an den Starnberger See gebracht wurde. Und von dort niemals wieder heimkehrte.
Kloster Ettal lohnt im Folgenden ebenso einen Rundumblick, wie der berühmte Passionsspielort Oberammergau mit seinem reich verzierten Zentrum und so manch stilvoller Einkehr. Wir streifen anschließend den malerischen Pfaffenwinkel - gleich mehr dazu - und queren den Lech Richtung Steingaden und Schongau.
1738 ereignete sich ein „Tränenwunder“ an einer Heilandsfigur der Bäuerin Maria Lory vom Wieshof. Es sprach sich herum, wie ein Lauffeuer und sorgte rasch für eine europaweite Wallfahrt. Die eine dem Wunder angemessene Kirche benötigte. 1754 war sie fertiggestellt, heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe - die Wieskirche bei Steingaden. Mächtig viel Gold und Prunk findet sich im auch für Atheisten sehenswerten Innenraum, im schattigen Hof können wir eine Pause einlegen, bevor wir weiterfahren.
Landsberg drapiert sich sehenswert an einer mächtigen Lechstaustufe und lädt zum Einkehrschwung am Mittag. Einst als Zollstation an der großen Salzhandelsstraße zwischen Oberösterreich und Schwaben gegründet, sorgten satte Zolleinnahmen und Handelsgewinne rasch für nachhaltigen Wohlstand in Landsberg. Heute ist es vor allem der sanfte Tourismus.
Durch liebliche Landschaften geht es über Bad Wörishofen (Achtung: Nachtfahrverbot 20 bis 6 Uhr) zügig weiter nach Kaufbeuren mit seinen malerischen Gassen am Wertachufer. In Marktoberdorf begeistern das ehemalige Fürstbischöfliche Schloss mit zwei Kilometer langer Lindenallee ebenso, wie der Rübezahlbrunnen.
Über Bernbeuren und Bürstenstiel – ja der Weiler heißt tatsächlich so! – huschen wir hinauf zum Auerberg, dem „Schwäbischen Rigi“ und mit 1.055 Höhenmetern noch 67 m höher als der Hohe Peißenberg (Tour xxxxxxx). Auch auf den Auerberg führt eine kurvenreiche Sackgasse und mündet in einem Parkplatz, einem Kirchlein sowie dem Gasthof „Auf dem Auerberg“. Mahlzeit!
Über Lechbruck erreichen wir den Forggensee, mit 16 qkm Fläche immerhin der fünftgrößte See Bayerns, der im Winter oftmals trockengelegt wird und dann sogar Spuren der uralten Römerstraße Via Claudia Augusta freigibt. Welch würdiges Panorama zum Abschluss dieser Runde.
Text und Fotos © Heinz E. Studt