Der Himmel der Bayern
Das Tölzer Land mit einem kräftigen Schuss „Karwendel“ - das ist eine Kombi, die uns vor Glück inbrünstig seufzen lässt. Auf beinahe jedem einzelnen Kilometer ...
Die Flößerei verhalf Tölz im Mittelalter zu ansehnlichem Wohlstand, doch erst die Entdeckung der Jodquellen 1845 sowie deren Nutzung im gut organisierten Badebetrieb ließ die sehenswerte Stadt am Isarstrand so richtig aufblühen. Heute zählt Bad Tölz zu den schönsten Städten Oberbayerns und ist als Basislager dieser Tour geradezu „unausweichlich“.
Richtung Norden huschen wir über Königsdorf nach Wolfratshausen. Loisach und Isar prägen die Landschaft und verhalfen den Bürgern von Wolfratshausen ebenfalls durch die Flößerei zu Ansehen und Wohlstand. Und das sogar bis heute, locken die Wolfratshauser Flößer doch in jedem Sommer zahlreiche Touristen aus ganz Europa an, um mit dem Floß über die Isar bis nach München zu fahren. Mit Gaudi und Blasmusik, mit leckerem Essen und Trinken versteht sich.
Da geht es in Dietramszell und auch rund um Kloster Schäftlarn selbst zur Ferienzeit deutlich gemütlicher zu. Das idyllisch gelegene Benediktinerkloster mit seinem Klosterbräustüberl samt prächtigem Biergarten lockt an sonnigen Wochenenden Biker aus allen Himmelsrichtungen, unter der Woche betreiben die Benediktinermönche ein Gymnasium (samt Biergarten!) sowie eine Schnapsbrennerei und Imkerei. „All you need“ kann man da nur ausrufen und die Schultüte suchen gehen ...
In Starnberg entscheiden wir uns diesmal für die Ostufer-Strecke, werfen bei Berg einen Blick auf das Kreuz im See mit Märchenkönig Ludwigs Erinnerungen, fordern vermutlich erneut vergeblich, Aufklärung über die Geschehnisse im Juni 1886 zu bekommen und wenden uns wieder den Schönheiten des Tölzer Landes zu. Wie zum Beispiel Benediktbeuern mit dem ältesten Klosters Oberbayerns und einer sehenswerten Basilika samt reichem Kulturangebot. Bereits Johann Wolfgang von Goethe schwärmte 1786: „Benediktbeuern liegt köstlich und überrascht bei seinem Anblick“. Wohl wahr …
Von berühmten Kommissaren und unbesiegbaren Wikingern
Das Tölzer Land zählt zu den wichtigsten Film-Drehorten Deutschlands, nicht nur berühmte Vorabendserien, wie der „Bulle von Tölz“ waren hier beheimatet – und werden in Stadtführungen sowie einem Museum in Bad Tölz gewürdigt – auch andere Krimi-Klassiker, wie „Derrick“ oder seine Erben „Hubert und/ohne Staller“ hatten respektive haben zentrale Drehorte in und um Bad Tölz. Wichtige Szenen der beiden Kinohits über das Wikingerkind „Wickie“ wurden hingegen rund um den Walchensee gedreht. Alle Infos mit Drehort-Touren gibt es beim Tölzer Land Tourismus oder auch auf der sogleich folgenden Tour.
Bevor wir Kochel und seinen See grüßen, empfiehlt sich ein kurzer Abstecher nach Schlehdorf, wo der Traditionswirtschaft Klosterbräu seit einiger Zeit mit viel Enthusiasmus neues Leben „eingehaucht“ wird, war das Klosterbräu doch viele Jahre ein berühmter Bikertreff. In puncto Ruhm nur übertroffen durch die legendäre Kesselbergstraße von Kochel hinauf zum Walchensee, die wir uns nun gönnen können (Achtung: Fahrverbote an Wochenenden).
Der Blick auf den Walchensee entschädigt für alles vorherige Ungemach, die Uferstraße zählt zu den schönsten Bayerns. Der See selbst ist einer der tiefsten und größten Bergseen Deutschlands, ja bis heute hält sich hartnäckig das „Gerücht“, dass noch im April 1945 Teile der Reichsbank-Goldreserven im See versenkt wurden. Über 300 Säcke mit je zwei Goldbarren sollen es gewesen sein, dazu kistenweise Gold- und anderen Münzen. Ist der Walchensee deshalb ein so beliebtes Tauchrevier?
In Mittenwald hängt der Himmel ganzjährig voller Geigen. Der höchstgelegene Luftkurort der bayerischen Alpen besitzt die wohl berühmteste Geigenbau-Tradition Europas. Eng schmiegen sich im historischen Stadtkern mit seinen verwinkelten Gassen und Wegen die alten Bauernhäuser aneinander, farbenprächtige Lüftlmalereien verzieren nahezu jedes Haus, jeden Erker. Welch eine bildhübsche Mittagsrast.
Gut gestärkt schwingen wir über die Mautstraße Wallgau - Vorderriß zum landschaftlichen Höhepunkt dieses Tourentages: dem Rißtal samt Großem Ahornboden. 25 Kilometer lang und von Frühling bis Herbst ein fahrerischer Leckerbissen vor allem auch für uns Motorradfahrer, präsentiert sich die Mautstrecke hinein ins Engtal hinauf zu 500 Jahre alte Ahornbäumen. Übrigens: die entfalten vor allem im Herbst eine einzigartige Farbenpracht garniert mit 2.600 m aufragenden Felswänden des Karwendel-Massivs. Atemberaubend schön ist das, ganz am Talende erwartet uns das Gasthaus in der Eng. Toll.
Eine zweite Perle des Karwendel liegt wenig später mit dem Achensee vor unserem Windshield. Über den fjordartigen Sylvensteinsee mit seinem bekannten Bikertreff auf der Staumauer erreichen wir den größten See Tirols, gerne auch als „Tiroler Meer“ bezeichnet. Genießt die perfekt ausgebaute Ostuferstraße bis nach Pertisau und schaut Euch ausgiebig um. Es lohnt sich.
Der unscheinbare Achenpass (941 m) führt uns zu einer letzten landschaftlichen und touristischen Perle: dem Tegernsee.
Bayern-König Max I. baute das zwangsaufgelöste Kloster Tegernsee zu seiner Sommerresidenz um und lockte damit Heerscharen des Adels in das prachtvolle Tal. Große Schriftsteller und Dichter, wie Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer waren hier zu Hause, ließen sich von der einzigartigen Landschaft, von dem atemberaubenden Wechsel der Jahreszeiten inspirieren. Heute gehört der Tegernsee zu den Top-Destinationen Bayerns und ist ein Pflichttermin im Tölzer Land.
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Text und Fotos ©Heinz E.Studt