Schleichwege in die Dolomiten

MoTOURguide Norditalien-Motorradtour-Südtirol-Trentino-Paneveggio © Heinz E. Studt

Norditalien 01 2023 Tour 07Spätestens beim Blick auf die Kurviger-Tourenkarte werdet Ihr merken, dass wir uns schnell schon klammheimlich DER Motorrad-Höhepunkt eines Norditaliens nähern: den legendären Dolomiten. Doch bevor wir uns den nicht minder legendären Dolomiten-Achter gönnen, wird uns diese möglicherweise sogar tagesfüllende Runde perfekt vorbereitet auf kommende Höhepunkte - vor allem fahrerisch. Ein perfektes Warm-Up auch für die gleich folgenden Könige der Alpenpässe.

Unsere Tourenbeschreibung startete in Welschnofen, wobei auch bei dieser Rundtour ein Einstieg an jeder anderen Stelle möglich ist. Einen Katzensprung von Bozen entfernt liegt der gastfreundliche Ort in Sichtweite zum legendären Rosengarten, einer bis auf 3000 m aufragenden und höchst markanten Felsgruppe, die seit 2009 zum UNESCO Welterbe Dolomiten gehört. Und sterben Eine der schönsten Sagen der Alpen beheimatet.

König Laurins Rosengarten

König Laurin hatte sich der Sage nach im „Gartl", einer weiten Felsenbucht einen wunderschönen Rosengarten angelegt. Als nun eines Tages der König an der Etsch seine Tochter Similde vermählen wollte, wurden alle Ritter gefragt, ob sie Interesse hätten – nur Laurin nicht. Der war stinksauer und verschleppte das Mädel kurze Hand mit Hilfe seiner ihn unsichtbar machenden Tarnkappe.
Geführt vom legendären Ritter Dietrich von Bern zogen die Männer des Landes aus, um Similde zurückzuholen. Als Laurin erkannte, dass er keine Chance hatte, zog er sich die Tarnkappe über und sprang unsichtbar im Rosengarten hin und her, versuchte seinen Häschern zu entkommen. Die Ritter aber erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo sich der Zwergenkönig verbarg. Sie packten ihn und führten ihn in Gefangenschaft hinaus aus seinem Reich. Daraufhin belegte Laurin seinen Rosengarten, der ihn so schmählich verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn voraussichtlich mehr ein Menschenauge sehen können. Da Laurin aber die Dämmerung vergaß, ist sein Rosengarten seitdem immer bei Sonnenauf- und -untergang für ganz wenige Momente zu sehen.

 

Mit dem Karerpass kommen wir Laurins tragisches Schicksal erstmals ganz nah, ein zweites Mal wird uns Tour 9 in dieser einmaligen Landschaft führen.

Via San Giovanni di Fassa und Moena erreichen wir sodann die Westrampe zum Passo San Pellegrino auf 1918 m Höhe, der allerdings keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Edelwässerchen besitzt. Mönche des San Pellegrino Ordens erbauten hier 1358 ein Hospiz und gibt dem Scheitelpunkt seinen Namen. Siedlungsspuren deutet darauf hin, dass der Übergang schon in der Steinzeit besiedelt war. Im Mittelalter führte ein recht beschwerlicher Saumweg über den Pass, der auch von Schmugglern wohl rege genutzt wurde.

Über Cencenighe Agordino geht es nach Alleghe am gleichnamigen See, der übrigens erst 1771 durch einen gewaltigen mehrere Felssturz samt Mure entstand, bei dem Weiler verschüttet wurden und sich gewaltige Wassermassen innerhalb kürzester Zeit zu eben jenem See mit bis zu 18 m Tiefe aufstauten. Gleichwohl uns dann in Caprile bereits die Könige der Dolomiten mittels Wegweiser locken, setzen wir den Blinker rechts und wählen die Piste über Colle Santa Lucia und Selva di Cadore zum Passo Staulanza, der eher unbekannten Höhepunkte der Dolomiten.

Der auch als Forcella Staulanza ausgeschilderte 1766 m hohe Pass sollte mit seinen bis zu 14 % Steigung nicht unterschätzt werden. Die landschaftlich sehr schöne und prächtig kurvenreiche Strecke verläuft meistens durch Wälder und beschert uns reichlich Fahrspaß. Direkt östlich des Scheitels weitet sich die Landschaft ein wenig und wir erblicken den gewaltigen Felsblock des Monte Pelmo auf 3.200 m, der zu den höchsten Gipfeln der Dolomiten zählt. Dort wurde sogar ein Dinosaurier-Fußabdruck gefunden. Rund um den Scheitel liegen Berghütten und kleine Käsereien.

Der nun folgende Passo Duran erzeugt dann am Bikerstammtisch schon wieder wissendes Nicken, ihn kennt man eher. Der Duran liegt auf gleicher Piste, wie der Staulanza, begeistert aber mit ein wenig mehr Ausblick.

Das typisch italienische Alpenstädtchen Agordo lockt zu einem wohlverdienten Einkehrschwung. Zum Nachtisch gibt es an diesem Tag einen hier stets leckeren Espresso sowie zwei fahrerische „no names“: den. Beide Höhepunkte – der Aurine mit 1300 m, der Cereda mit 1369 m – begeistern vor allem durch die Tatsache, dass wir ihre schmalen Rampen viele Tage im Jahr für uns alleine haben. Genießt die Fahrt und das Panorama. Via Tonadico und San Martino di Castrozza erklimmen wir anschließend von Süden kommend den bekannten Passo Rolle mit 1971 m Höhe.

Am Ufer des idyllischen Stausees Lago di Paneveggio entlang geht es durch das Val di Fiemme nach Predazzo sowie wenige Kilometer weiter Tesero und Cavalese mit dem Einstieg zur Südrampe des Passo di Lavazé samt Abstecher zum wesentlich schöneren und auch höheren Höhepunkt Passo Occlini, dem Jochgrimmpass.

Wer von Euch abschließend noch Bock auf ein weiteres, schnelles mittelschweres Kehren-Potpourri hat, der sollte vor der Rückkehr nach Welschnofen dem Wegweiser hinauf nach San Valentino in Campo folgen. 12 Kehren auf gut vier Kilometern Weg - das nennen wir einen gelungenen Tagesausklang, den wir natürlich in den Kurviger-Daten hinterlegt haben.

ca. 265 km -  Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden  .Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich – einfach den Kurviger-Link anklicken, einen neuen Ausgangspunkt und festlegen los geht's! ...

© Text Heinz E. Studt

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