MOTORRADLAND KÄRNTEN Friaul-Highlights

Vom Motorradland Kärnten geht es ins italienische Friaul

Edelpisten & Prosciutto

Wem beim Begriff Motorradland Kärnten nur die schönen Strecken im südlichsten Bundesland Österreichs einfallen, dem sei ein Besuch in den angrenzenden Ländern Italien und Slowenien empfohlen. Wir möchten Euch hier einige Friaul-Highlights vorstellen, die sich hervorragend in einen Motorradurlaub mit Start und Ziel Kärnten einbauen lassen.

 

Plöckenpass und Nassfeld

Der 1* Plöckenpass und der 2* Nassfeld Pass eignen sich ideal zum windungsreichen Einstieg, um von Kärnten aus ins Kurvenparadies Friaul zu gelangen. Der Name Passo di Monte Croce Carnico ist selbst Italienern meistens zu lang, viele nutzen den deutschen Namen unter dem er - einigermaßen - bekannt ist: Plöckenpass. Er quert die Karnischen Alpen von Kötschach-Mauthen kommend nach Timau im Friaul und ist heutzutage neben dem Nassfeld die einzige asphaltierte Strecke über jene Alpenkette.Seine Nordrampe ist gut ausgebaut und einfach zu fahren, auf italienischer Seite erwarten uns dann die meisten der gezählten 19 Kehren, bereichert um viele schöne Kurven. Auf der unscheinbaren Passhöhe liegt ein Gasthaus sowie im felsigen Umfeld einige Relikte aus längst vergangenen Kriegstagen, als der Plöcken eine der wichtigsten Frontlinien des Ersten Weltkrieges war. Hierzu lohnt im Übrigen auch der Besuch des Museums „1915-1918“ in Kötschach- Mauthen. *siehe Downloadkarte

Höchster Punkt: 1357 m
Basisorte: Kötschach-Mauthen im Gailtal und Paluzza im Friaul
Länge in km: 29
Anzahl Kehren: 19
Schwierigkeit: leicht
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine offizielle, witterungsbedingt aber möglich

Die zweite Querung der Karnischen Alpen, der Nassfeld Pass, ist optisch ein wenig heller, freundlicher und reizt zum kräftigen Durchatmen. Das Nassfeld erwartet uns auf einem weiten, sonnenverwöhnten Hochplateau mit einem beinahe ganzjährig eisig kalten Bergsee und einigen Einkehrmöglichkeiten. Der See ist zum Baden freigegeben, aber selbst für Kaltduscher eine Herausforderung. Die gut ausgebaute Nordrampe des Nassfeldes ist fahrerisch einfach, die Südrampe hinunter ins Friaul hingegen recht eng und kehrenreich, „gewürzt“ mit einem Felsentunnel samt innenliegender Kehre, in den man, zumindest inzwischen, eine spärliche Beleuchtung installiert hat. Hupen ausdrücklich erlaubt, aber selbst damit kann die Südrampe des Passes unseren Blutdruck ordentlich treiben.

Höchster Punkt: 1530 m
Basisorte: Hermagor im Gailtal und Pontebba im Friaul
Länge in km: 34
Anzahl Kehren: 36
Schwierigkeit: leicht, bisweilen mittelschwer
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine offizielle, witterungsbedingt aber möglich

Erfolgt der Einstieg über den Plöckenpass warten nach nicht allzu langer Zeit zwei fulminante Bergstraßen für die man schon ordentlich Alpenerfahrung mitbringen sollte.

Sella Monte Zoncolan

Der 3* Sella Monte Zoncolan verdient den Begriff „Passstraße“ wieder einmal zu Recht, führt sie doch unmittelbar über den Gipfel - oder sagen wir es ehrlicher: die Kuppe - des Monte Zoncolan. Die hat sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Skigebiet des Friaul entwickelt, das uns im Bikersommer herrlich verschlafen empfängt. Sowohl die West- als auch die Ostrampe des Passes haben, mit bis zu 20% Steigung und einigen Engstellen, durchaus anspruchsvolle Abschnitte - im Osten solltet Ihr für diesen Genuss aber unbedingt die historische Trasse wählen. Nahezu parallel verläuft eine Neubaustrecke, deren autobahnähnlicher Charakter keinen Fahrspaß macht. Auf dem Pass liegt eine fast ganzjährig bewirtschaftete Berghütte, die im Sommer auch Ausgangspunkt herrlicher Wanderungen ist. *siehe Downloadkarte

Höchster Punkt: 1730 m
Basisorte: Comeglians und Paluzza
Länge in km: 32
Anzahl Kehren: 39
Schwierigkeit: mittelschwer

Panoramica del Vette

Der 4* Panoramica del Vette stellt dann schon eine richtig satte Aufgabe dar. Habt Ihr ein Moped mit ordentlich Bodenfreiheit und vielleicht sogar Offroad-Profil? Habt Ihr zudem Bock auf eine echte fahrerische Herausforderung? Dann nehmt all Eure Erfahrung mit, lasst Sozius / Sozia und Seitenkoffer unbedingt im Hotel und erobert diese unglaubliche Piste. Eine Bergstraße, die bereits auf dem anfänglichen Asphaltband anspruchsvolle Kehren und Steigungen besitzt und uns im oberen Bereich mit einer ausgedehnten Schottereinlage erwartet. Ein bei Schönwetter bewirtschaftetes Rifugio am Scheitelpunkt serviert Euch einen tollen Cappuccino, garniert mit grandiosem Panorama, bevor es ähnlich anspruchsvoll retour ins Tal geht. In 2020 gab es Bauarbeiten entlang der Piste, die darauf hindeuten, dass die gesamte Strecke asphaltiert werden soll. *siehe Downloadkarte

Höchster Punkt: 1968 m
Basisorte: Comeglians und Ravascletto
Länge in km: 35 km
Anzahl Kehren: 46
Schwierigkeit: anspruchsvoll
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine

Passo di Monte Rest

Vor dem Entschluss, den weiter südlich gelegenen 5* Passo di Monte Rest in eine Tagestour einzubauen, mag man es kaum glauben, dass diese Piste es auf die internationale Liste der „Dangerous Roads“ geschafft hat. Ist aber Tatsache, wie Ihr auf „dangerousroads.org" nachlesen könnt. Dort ist sie unter Forcella di Monte Rest gelistet, wobei uns die Klassifizierung „dangerous“ dann doch ein wenig zu spektakulär erscheint. Aber der Passo Rest, wie er draußen im Leben gerne auch genannt wird, darf nicht unterschätzt werden, seine Rampen sind eng, manchmal kaum mehr als lenkerbreit, kurvig und steil. Panorama gibt es wenig, da die Strecke fast durchgängig bewaldet ist. Fahrerisch ist sie dafür ein echter Genuss, den wir viele Tage im Jahr für uns allein haben werden.*siehe Downloadkarte

Höchster Punkt: 1052 m
Basisorte: Ampezzo und Meduno
Länge in km: 46
Anzahl Kehren: 45
Schwierigkeit: anspruchsvoll
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine

6* Passo di Pura, 7* Sella di Rioda 8* Sella di Razzo, 9* Sella Ciampigotto sind
vier weitgehend unbekannte Höhepunkte im Friaul auf einer atemberaubenden Piste zusammengefasst - das macht vor allem in 2021 04 MLK Friaul06 San Daniele Kärnten MLK final 2018 4906diesem Fall eindeutig Sinn, denn alle vier Kandidaten liegen fast auf Sichtweite zueinander. Also auf geht’s zum Genuss. Wir schwingen in Höhenlangen zwischen 1700 und 1800 m entlang, genießen herrliche Panoramen und freie, kurvenreiche Pisten mit durchaus ordentlichem Anspruch an unser fahrerisches Können garniert mit unzähligen Pausenplätzen, aber auch Einkehrmöglichkeiten, wie zum Beispiel in Sauris. Das ist Motorradtouren in seiner genüsslichsten Variante, die wohl jedem von uns ein breites Lächeln in den Helm zaubert. Eingefleischte Enduristen finden um den Lago di Sauris dann auch noch viele frei gegebene Almwege.

Kulinarischer Hinweis: Der Rohschinken aus Sauris ist weit über das Friaul hinaus als Delikatesse bekannt. Eine spezielle Räucherung sorgt für den herrlichen Geschmack. Ein Genuss-Stopp ist fast schon Pflicht.

Höchster Punkt: Zwischen 1760 und 1800 m
Basisorte: Lozzo di Cadore und Ampezzo
Länge in km: 59
Anzahl Kehren: 72
Schwierigkeit: mittelschwer, teilweise auch anspruchsvoll
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine

Sella Chianzutan 

Die alternative Schinkenroute über die 10* Sella Chianzutan ist ein kurvenreicher Genuss mit einer kleinen Portion Anspruch, die uns wieder einmal darin bestärken wird auch unbekanntes Terrain abseits altbekannter Pfade gründlich zu erforschen. Die Höhenlage der Sella Chianzutan ist unspektakulär, ihren Scheitelpunkt ziert ein sonnenverwöhnter Boxenstopp mit leckerem Cappuccino und einigen, kulinarisch einfachen, Stärkungen aus Backofen und Mikrowelle sowie ein großer Parkplatz. 2020 erlangte der vielleicht unbekannteste Pass des Friaul für einige Stunden ein klein wenig Berühmtheit, als eine Etappe des Giro d’Italia auch über diesen Pass führte - pandemiebedingt ohne großes Tamtam, weitgehend zuschauerfrei und fernab früherer Aufmerksamkeit. *siehe Downloadkarte

Kulinarischer Tipp: Auch San Daniele del Friuli punktet mit seinem bekannten Schinken. Dieser ist luftgetrocknet und ähnelt in Geschmack und Aussehen dem Parmaschinken. Auf jeden Fall einen Pausenstopp wert.

Höchster Punkt: 954 m
Basisorte: Tolmezzo und Flagogna
Länge in km: 42
Anzahl Kehren: 22
Schwierigkeit: leicht, abschnittsweise mittelschwer
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine

Vom Nassfeld aus ist die 11* Sella di Cereschiatis schnell erreicht und führt auf immerhin 1.066 Meter. Einige, schnell hintereinander folgende, Kehren sorgen für Arbeit hinter dem Lenker.

In Moggio bietet sich die Möglichkeit in die Region der Pässe 3 – 10 einzufahren oder über die 12 Sella Nevea den 13 Passo Predil anzufahren. Der bekannte, aber dennoch recht wenig befahrene Predilpass besitzt, vor allem in Kombination mit dem gleichnamigen Bergsee zu seinen Füßen, einen eigenen Spaßfaktor - zumindest für Kaltduscher. Das Hauptargument ihn zu erfahren liegt aber in der Tatsache, dass er uns im Grunde schnurstracks in die prächtigen Tourenreviere Sloweniens und der Karawanken leitet. Im Ersten Weltkrieg verlief über den Predilpass eine wichtige und stark befestigte Frontlinie, deren Bunkerreste überall in den Wäldern rund um den Pass noch zu entdecken sind. Am Lago di Predil sind dazu einige historische Details plakatiert, weiter oben erwarten uns die Reste österreichischer Festungsanlagen samt Gipfelstollen. Achtung: Mancherorts herrscht hohe Einsturzgefahr.*siehe Downloadkarte

Höchster Punkt: 1156 m
Basisorte: Tarvisio in Italien und Bovec in Slowenien
Länge in km: 32
Anzahl Kehren: 8
Schwierigkeit: leicht
Mautpflicht: keine
Wintersperre: keine

Egal in welcher Form Ihr die Pässe miteinander kombiniert – es werden garantiert Top-Erlebnisse. Aber Achtung, die Strecken sind teilweise äußerst anstrengend.

Fertig zum Nachfahren

Wir haben Euch hier einmal 3 Touren-Vorschläge zusammengestellt, auf denen ihr herrliche Pässe im Friaul kennenlernen könnt.

TOUR 1  führt dabei über den Plöckenpass nach Italien, wo bald darauf der herrliche Zoncolan wartet. Die Sella Ciampigotto und der Passo San Antonio leiten den Rückweg nach Österreich ein, bevor das Lesachtal viel Spaß auf dem Rückweg nach Kötschach-Mauthen liefert.

Bei TOUR 2  wird über das kurvige Nassfeld ins Friaul eingestiegen. Schnell sorgt die Sella di Cereschiatis für weiteren Windungsspaß. Von Tolmezzo bis Ampezzo ist die Schräglage Normalzustand und die Gourmetpause im Schinkenparadies Sauris kommt gerade recht. Gut gestärkt geht die Kurvenorgie zum Plöckenpass zurück, der das letzte Ausrufezeichen des Tages setzt.

Jede Menge Erfahrung ist bei TOUR 3  mitzubringen, denn die bei Arnoldstein startende Runde serviert knapp 350 Kilometer harte Kurven- und Kehrenarbeit vom Feinsten und hat mit der Panoramica del Vette auch ein wenig Schotter im Programm.