Zu Kobolden in dunklen Wäldern
Etappe 3 der NORDROUTE – MoTOURguide Bayern
Start / Ziel: Kulmbach - Amberg
Wir verabschieden uns aus Kulmbach und schwingen über Trebgast sowie Marktschorgast ins hübsche Bad Berneck, einem ehrwürdigen Kneipp-Kurort. Aufgrund seiner heilklimatischen Verhältnisse wird Bad Berneck gerne auch als „Naturapotheke“ bezeichnet. Der historische Marktplatz mit einer Vielzahl an Fachwerkhäusern ist das Herzstück und wohl bekannteste Fotomotiv der Stadt.
Bischofsgrün ist einer der beliebtesten Ferienorte des gesamten Fichtelgebirges. Zahlreiche Wanderwege führen von hier aus auf den Schneeberg (1055 m) – einstmals militärisches Sperr-Grenzgebiet - der erst seit 1994 wieder frei zugänglich ist. Eine Seilschwebebahn befördert uns bequem hinauf zum Ochsenkopf, dem wohl bekanntesten Gipfel des Fichtelgebirges. Den krönt der Asenturm mit fantastischen Ausblicken tagsüber. Aufgepasst: Nächtens sollen hier oben listige Bergkobolde ihr Unwesen treiben. Auch heute noch!
Direkt am Südfuß des Ochsenkopfes empfängt uns der (weitestgehend) koboldfreie Luftkurort Fichtelberg, immerhin der höchste besiedelte Ort im Naturpark Fichtelgebirge. Einstmals Zentrum eines bescheidenen Bergbaus gehört das heutzutage touristisch ausgerichtete Fichtelberg zu einem der bekanntesten Kurorte Oberfrankens.
Weiter geht unsere Reise über Warmensteinach zum bekannten Bikertreff Fahrerlager Taste of Speed südlich des Ortes. An Wochenenden steppt hier der Bär, unter der Woche geht es dann gemütlicher zu. Pottensteins Anblick ziert eine in atemberaubender Aussicht liegende Burg, übrigens einem der ältesten Gemäuer der Fränkischen Schweiz. Bis an die Abbruchkante eines natürlichen Felsspornes hat man im 11. Jahrhundert die Gebäude der Burganlage gebaut, eine für damalige Verhältnisse durchaus waghalsige Aktion. Spektakulär war und ist aber nicht nur die exponierte Lage der heute im Privatbesitz befindlichen Burg. Am 2. April 1866 war sie zudem Schauplatz eines grausigen Verbrechens. Der soeben erst aus dem Gefängnis in Bayreuth entlassene Max Söhnlein wollte den Schlosswärter ausrauben und wurde von dessen Frau erwischt. Brutal erschlug er sie und floh, wurde aber in Pegnitz verhaftet und für den Rest seines Lebens ins Gefängnis geworfen.
Echt „unterirdische Höhepunkte besitzt wenige Kilometer entfernt ein anderes Highlight Pottensteins: die berühmte Teufelshöhle, die größte Höhle der Fränkischen Schweiz. Nicht nur soll sie dem Teufel als Zugang zu seinem riesigen Reich in der Unterwelt dienen. Es sollen auch noch Teile des berühmten Bernsteinzimmers in ihren teils unerforschten Labyrinthen lagern. Ein touristischer „Magnet“, der jährlich über 200.000 Besucher anlockt.
Auch das Panorama des Örtchens Aufseß ziert eine mächtige Burganlage, sie ist allerdings nicht der Grund für den Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde im Jahr 2001. Nominiert wurde Aufseß aufgrund der damals höchsten Brauereidichte weltweit, denn auf gerade einmal 1.300 Einwohner kommen immerhin vier bekannte Brauereien. Jene „Weltrekord-Brauereien“ sind seitdem mit einem 13 km langen Wanderweg verbunden, in dessen Verlauf man alle typisch dunklen – und sehr kräftigen! – Landbiere der Brauereien „erwandert“ sowie verkostet und dafür am Ende des Weges zum „Fränkischen Ehrenbiertrinker“ ernannt wird. Na denn Prost! Mit dem Kathi-Bräu befindet sich in Heckenhof bei Aufseß hier DER Bikertreff der Fränkischen Schweiz.
Wir folgen der Wiesent, einem der wichtigsten Flüsse der Fränkischen Schweiz, ein Stück weit durch ihr idyllisches Tal und huschen über Biberbach, Wolfsberg und Hersbruck schließlich zu unserem abendlichen Etappenziel Amberg. Sie gilt als eine der bestens erhaltenen mittelalterlichen Städte Deutschlands, ihre Gassen atmen pralle Geschichte und ihr historisches Zentrum begeistert jeden Besucher. Bereits um 1000 erstmals urkundlich erwähnt, war die Stadt an der Vils ein wichtiger und weithin bekannter Handelsplatz für Eisen und Erze, ja so mancher Historiker bezeichnet sie als das „Ruhrgebiet des Mittelalters“. Rund um Amberg herum wurde das Eisen unter mühsamsten Bedingungen abgebaut und auf Kähnen über die Vils flussabwärts nach Regensburg verschifft. Heimwärts wurden die Lastkähne dann von Pferdefuhrwerken gezogen - „getreidelt“ wie man sagt - und brachten das wertvolle Salz nach Amberg.
Unter der Herrschaft der Wittelsbacher wurde Amberg sogar Hauptstadt der oberen Pfalz und erhielt 1294 das Stadtrecht. Im Dreißigjährigen Krieg fiel das durch den Bergbau zu Reichtum gekommene Amberg 1620 an Bayern, leistete sich zum Schutz seiner Pfründe eine wahrlich gigantische Stadtbefestigung. Weit über 100 Türme und eine meterhohe, zweireihige Stadtmauer schreckten jeden potenziellen Angreifer ab. Chronisten der damaligen Zeit schrieben: „München seyn die schönst, Leipzig die reichest, Amberg die festeste Fürstenstatt“.
Die Spuren dieser gewaltigen Festung kann man heute noch allerorten sehen, ganz besonders prächtig präsentiert sich neben dem historischen Rathaus auch das Nabburger Tor mit gewaltiger Stadtmauer.
Tourlänge ca. 272 km Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden
Text © Heinz E. Studt
Fotos © Heinz E. Studt / Peter Wahl