Auf Umwegen ins Seenland
Etappe 1 der SÜDROUTE – MoTOURguide Bayern
Start / Ziel: Regensburg – Herrsching am Ammersee
Wir verlassen das gastliche Regensburg in Richtung Westen und erreichen Kehlheim an der Donau, die hier über den Main-Donau-Kanal ordentlich Frischwasser auch aus dem naheliegenden Altmühltal erhält. Hoch über dem Tal wartet das auf Etappe 5 der Nordroute schon erwähnte Schloss Prunn auf uns und schenkt demjenigen, der den kurvenreichen Aufstieg „wagt“ einen prächtigen Blick über Kanal und Donautal.
Via Denkendorf erreichen wir bei Kipfenberg dann jenen Abschnitt des idyllischen Altmühltales, den wir auf besagter Etappe 5 noch rechts liegen gelassen hatten. Wie sehr sich dieser Teil des Tales für einen ausgiebigen Besuch lohnt, zeigt uns Eichstätt wenige Kilometer weiter. Das sehenswerte Städtchen mitten im Herzen des Naturparks Altmühltal ist die kleinste (und vielleicht feinste) Universitätsstadt Europas. Mit prächtigem Schloss und herrlich gelegenem Biergarten, der vor allem im Sommer sehr gut besucht wird. Die Ausblicke von der Schlossmauer hinab in das umliegende Altmühltal sind grandios. Die gesamte historische Innenstadt ist überaus reich an barocken Bauten. Der Residenz- und auch Marktplatz zählen zu den schönsten Plätzen Oberbayerns. Nicht umsonst wird Eichstätt gerne auch das „Bayerische Florenz“ genannt.
Kleiner Tipp: Rund um das nun folgende Dollnstein sowie das westlich anschließende Solnhofen können auch Hobby-Archäologen mit Hämmerchen und Handfeger auf die Suche nach versteinerten Dinosauriern gehen - aufgelassene Steinbrüche laden uns dazu ein. Koffer und Topcase voll mit Steinen und Dino-Resten geht es dann über Wellheim und Neuburg an der Donau nach Scheyern. Benediktinermönche bauten die Ritterburg der Grafen von Scheyern aus dem Jahre 508 zu einer imposanten Klosteranlage um. Die Mönche bestückten ihr Kloster – natürlich! – auch mit einer eigenen Brauerei und legten damit den Grundstein des heute so herrlichen Klosterbiergartens. Apropos: Ist nicht eh gerade Mittagszeit? Gönnen wir uns doch diese typisch bayerische Einkehr mit einer satten Portion gesegneter Gemütlichkeit.
Via Altomünster erreichen wir dann das wohl einzige Schloss Deutschlands mit eigenem Autobahn-Anschluss. Romantische Beschaulichkeit kombiniert mit Vollgas-Hektik sozusagen. In Odelzhausen passt das zusammen. Das in Teilen noch recht gut erhaltene Schlossgut aus dem 12. Jahrhundert liegt zwar in Sichtweite zur lärmenden A8, es konnte sich aber dennoch sein historisches Ambiente weitestgehend bewahren. Im Wehrturm ist ein kleines Hotel zu finden sowie nahebei - unser Tipp - der Brauerei-Biergarten mit Bräustüberl. Seit 1450 wird hier leckeres Bier gebraut. Aber Achtung: Der „Operator“ ist ein äußerst würziger und starker Doppelbock, den wir uns erst am Feierabend gönnen sollten. Packen wir uns ein paar Flaschen ins Topcase.
Über Pfaffenhofen an der Glonn, Oberschweinbach, Jesenwang und Etterschlag wedeln wir anschließend durch eine Region, in der das Leben wohl noch niemals überlaut brummte. Herrlich! So wie das plötzlich vor uns auftauchende 5-Seen-Land.
Fünf malerische Seen haben der Region ihren Namen gegeben, jeder von ihnen mit einem ganz eigenen Charakter: Dominant die beiden großen, der elegante Starnberger See sowie der vergleichsweise bodenständige Ammersee, hinzu gesellen sich der Insidertipp Wörthsee, der romantische Pilsensee und der verträumte Weßlinger See. Wassersportfreunde finden auf allen fünf Seen ein reiches Betätigungsfeld, die berühmte Bayerische Seenschifffahrt befährt allerdings nur Ammer- und Starnberger See mit ihrer legendären weißen Flotte.
Der als erstes vor uns auftauchende Wörthsee gehört zu den wärmsten Seen Bayerns. 1369 kaufte der Münchner Johann Kazmair den Wörthsee, dessen Familie dort im Jahr 1446 das inzwischen leider nicht mehr existierende Inselschloss erbaute. Mit dem Bau der Lokalbahn Pasing-Herrsching wurde der See zur Destination für Erholungsuchende aus ganz Bayern. Bis heute.
Der Weßlinger See ist der kleinste aller fünf und liegt malerisch mitten im gleichnamigen Ort. Der Pilsensee – für heute unser Letzter im Bunde – ist ein eher „schüchterner“ See, versteckt er sich gern hinter Bäumen, weiten Schilfweiden und so manch herrlich gelegenem Privatbesitz. Nach seiner Entstehung am Ende der letzten Eiszeit war er zunächst Teil des Ammersees, dessen fortschreitende Verlandung aber dann zu einer Trennung der beiden Seen führte.
„Im ganzen Seengebiet ist dieser Winkel vielleicht die vollendetste Idylle“, schrieb kein Geringerer, als der bayerische Dichter Karl Stieler vor über 100 Jahren. Er schwärmte ebenso von Herrsching am Ammersee, unserem heutigen Etappenziel. Der Ammersee wurde im Volksmund gerne auch „Bauernsee“ genannt im Vergleich zum fast schon adligen Starnberger See. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch geändert. Das heutige Herrsching mit seiner herrlichen Lage an der Bucht des Ammersees ist ein äußerst beliebtes Refugium all derjenigen, die dem Rummel am Starnberger See ein wenig entfliehen wollen. Sie alle lockt Herrsching mit zahlreichen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Und im Gegensatz zum Starnberger See ist der Ammersee entlang der gesamten Bucht frei zugänglich, ja seine prächtige Seepromenade soll sogar die längste Bayerns sein. Eine der schönsten ist sie auf jeden Fall …
Tourlänge ca. 270 km Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden
Text © Heinz E. Studt
Fotos © Heinz E. Studt / Peter Wahl / Frank Sachau