Unterwegs im Goldenen Landl
Etappe 4 der SÜDROUTE – MoTOURguide Bayern
Start / Ziel: Seeshaupt am Starnberger See – Aschau im Chiemgau
Wir sagen Seeshaupt Adieu und huschen Richtung Antdorf, Habbach sowie Murnau. Staffel-, Rieg- und Froschhauser See sind unsere Tipps für echte Warmduscher: Das quirlige Städtchen Murnau liegt inmitten einer ausgedehnten Seenplatte, bestehend aus jenem weithin bekannten „Dreigestirn“. Und das zählt immerhin zu den wärmsten Gewässern Bayerns, sind die Seen doch äußerst moorhaltig.
Das berühmte Oberammergau hat eine ganz andere Geschichte zu erzählen: Im Pestjahr 1633 gelobten die Einwohner des Ortes regelmäßig ein großes Passionsspiel aufzuführen, falls sie von der schrecklichen Pest verschont blieben. Und so geschah es wie durch ein Wunder, dass Oberammergau nur wenige Tote zu beklagen hatte. Der Grundstein der inzwischen weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele war gelegt. Heute finden die bekannten Spiele unter breiter Mitwirkung der Ortsbevölkerung alle zehn Jahre statt – die nächste Aufführung wird im Sommer 2030 sein. Doch auch außerhalb dieser ganz speziellen Oberammergauer „Jahreszeit“ lohnt der Ort mit seinem historischen Kern einen Besuch.
Ebenso, wie Ettal mit seiner imposanten Klosteranlage mitten im ansonsten recht überschaubaren Ort. Echte Genießer lockt es in die klostereigene Brauerei samt Destillerie mit höchst leckeren Bieren und Likören. Oder in die Schaukäserei Ammergauer Alpen, in der wir live erleben, wie leckerer Ettaler Alpenkäse entsteht. Und anschließend natürlich im Brotzeitstüberl auch probieren können.
Unmittelbar zu Füßen von Deutschlands höchstem Berg, der 2.962 m hohe Zugspitze, begrüßt uns dann Deutschlands berühmtester Olympiaort Garmisch-Partenkirchen. Bekannt ist GAP aber nicht nur für unzählige sportliche Aktivitäten, sondern auch für tolle Wellness-Angebote, eine Vielzahl an Museen und Ausstellungen sowie einem prallvollen Veranstaltungskalender. Hier im Zentrum des „Goldenen Landls“ ist Langeweile wahrlich ein Fremdwort.
Apropos: Warum das Werdenfelser Land auch das „Goldene Landl“ genannt wird, ist heutzutage durchaus strittig. Aufgrund seiner im Abendsonnenschein goldgelb glühenden Berggipfel sagen die einen. Wegen seiner goldrichtigen Mixtur aus Bergeshöhen und Tälernweite behaupten die anderen. Oder seiner seit 1945 hier irgendwo „abgetauchten“ Goldreserven des Deutschen Reiches? Ganz egal genießt Euren Aufenthalt in vollen Zügen.
So wie einen Besuch in Krün und Wallgau mit urigen Bauernhäusern und herrlichen Lüftlmalereien. Mit seinen reich verzierten Häusern und den bis weit in das Frühjahr vom Schnee überzuckerten Felsgipfeln war Wallgau schon für den Reise-Influencer Goethe der ultimative „Geheimtipp“ der Alpen. Goethes Schwärmereien machten Wallgau berühmt.
Wahrlich berühmt ist auch der unergründliche, ja bis heute geheimnisvolle Walchensee. Märchenkönig Ludwig II. liebte den See derart, dass er sich hier sogar eine seiner schönsten Jagdhütten bauen ließ. Das Ufer des Walchensees ist meist frei zugänglich, vor allem im Süden und Osten liegen naturnahe Badestrände und die kräftigen Winde machen den See zu einem Geheimtipp für Surfer und Segler.
Die Mautstraße vom Walchensee in die Jachenau führt uns dann schließlich nach Lenggries inmitten einer reizvollen Bilderbuchlandschaft samt Sylvenstein-Speichersee, für den 1957 das Bauern- und Jägerdorf Fall von den Landkarten getilgt werden musste. Ein Dorf, in dem unzählige prominente Persönlichkeiten seit Jahrhunderten zur Jagd anreisten, darunter niemand Geringeres als Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma oder auch Paul von Hindenburg. Bei niedrigem Wasserpegel und günstigem Lichteinfall soll man die historischen Ruinen von Fall ganz tief unten am Grunde des Sylvensteinsees auch heute noch erkennen können. Mit Taucherbrille und Schnorchel natürlich umso besser.
Via 941 m hohem Achenpass geht es sodann kurvenreich und zügig direkt ins herrliche Tegernseer Tal mit Rottach-Egern und seiner authentischen Kulisse. Nirgendwo sonst finden wir auf engstem Raum so viele historische Hotels, Restaurants, Cafés und Gasthäuser. Beliebt ist auch die Gondelfahrt hinauf auf den 1.720 m hohen Hausberg des Ortes, den Wallberg. Der Blick hinab ins weltberühmte Tal und den See bleibt für immer in Erinnerung.
746 gründeten Benediktiner hier ein Kloster, das bis zur Säkularisierung 1803 fast 1.100 Jahre lang die wichtigste Benediktinerabtei Bayerns war. König Max I. ließ es zu einer prächtigen Sommerresidenz umbauen und lockte mit seinen begeisterten Schilderungen Heerscharen des Adels in das malerische Tal. Große Schriftsteller und Dichter, wie Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer waren hier zu Hause und ließen sich von der einzigartigen Landschaft inspirieren. Heute steht das Schloss Tegernsee im Besitz der Wittelsbacher Herzöge, in den ehemaligen Klostergebäuden befinden sich das weithin bekannte Bräustüberl der Tegernseer Brauerei. Ach ja: und ein Gymnasium (da möchte man glatt nochmals das Abitur nachmachen!).
Über Sankt Quirin und Hausham schwingen wir weiter Richtung Schliersee, der ebenfalls einen Abstecher lohnt. Er ist im Gegensatz zu seinem berühmten Bruder Tegernsee noch weitgehend unberührt, weite Teile des Ufers sind noch naturbelassen, hier kann man fast ungestört mit der Seele baumeln. Oder wie wir heute über Bayrischzell zum berühmten Sudelfeld huschen. Der malerische Ort selbst ist ein idealer Ausgangspunkt für Bergtouren im Wendelstein- und Rotwandgebiet. Östlich davon erwartet uns Biker dann das Sudelfeld samt Tatzelwurm. Die das Sudelfeld querende B 307 ist Teil der Deutschen Alpenstraße und verläuft herrlich kurvenreich vom Schliersee kommend vorbei an Bayrischzell über die Passhöhe des Sudelfeldpasses nach Osten zum Wasserfall Tatzelwurm im gleichnamigen Ort.
Unser Tipp: Kurz nach dem bekannten Bikertreff „Schnauferl Wirt 1123“ wird der blinker nach rechts gesetzt. Auf gut 10 km Länge schlängelt sich nun eine kleine Bergstrecke (Beschilderung „Oberes Sudelfeld“ rechter Hand) bis hinauf auf 1400 m Höhe zu Waller- und Speckalm, den höchstgelegenen Berggasthöfen des Sudelfeldes. Unbedingt den Blinker setzen. Ostwärts schließt dann die Tatzelwurmstraße in Richtung Oberaudorf im Inntal an.
Während wir unserem heutigen Etappenziel Aschau näher kommen, genießen wir noch die herrliche Kurvenhatz über Brannenburg, Nussdorf am Inn zum Samerberg, einem an Sommerwochenenden extrem beliebten Tummelplatz bayerischer Biker, die hier die hohe Kunst trainieren können. Leider nicht immer mit Vernunft, so dass mancherorts speziell nur für uns Tempo 80 bzw. 60 eingeführt wurden. Schwamm drüber und Blutdruck senken, trotz dieser Schikane gehört der Samerberg in unsere Sammlung der schönsten bayerischen Tourenreviere. Im einladenden Törwang wid dann gerne beim Gasthof Zur Post gestoppt, wo Bikerwirt Wolfgang neben hervorragender Speisen auch noch so manch knackigen Tourentipp serviert.
Das sehenswerte Aschau am Fuß der gewaltigen Kampenwand gehört zweifelsohne in unsere Liste der schönsten Etappenziele. Der schnuckelige Luftkurort begeistert mit dem Blick auf Schloss Hohenaschau aus dem 12. Jahrhundert. Ein Großteil der Anlage wird übrigens als Ferienwohnheim der Oberfinanzverwaltung benutzt. Da möchte man doch glatt verbeamteter Rechenschieber mit Urlaubsanspruch sein …
Tourlänge ca. 260 km Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden
Text © Heinz E. Studt
Fotos © Heinz E. Studt / Patrick Birnbreier / Peter Wahl