Von Rittern, Pfaffen und ungezählten Badewannen

Mit dem Motorrad unterwegs in Deutschlands Süden - Ammersee © Heinz E. Studt

Übersichtskarte D Süden Tour4Oberbayerns Seen sind ein Paradies für Tagesausflügler - in Kombination mit dem Pfaffenwinkel ergibt sich ein perfektes Tourenziel für ganze Urlaubswochen.

Ungewöhnlich viele Mönche, Nonnen und Pfaffen, vereint in über 160 Kirchen und Klöstern inspirierten den Raistinger Dorfpfarrer Franz Gailer im 18. Jahrhundert dazu, seiner Heimat den so einprägsamen Namen „Pfaffenwinkel“ zu geben. Ein Name, der auch heute noch selbst von strenggläubigen Einheimischen wie selbstverständlich genutzt wird. Und „Großkopferte“ aus München kombinieren, ja okkupieren den Pfaffenwinkel gerne mitsamt dem Fünf-Seen-Land.

Unser heutiges Basislager Murnau liegt idyllisch umgeben von Staffel-, Rieg- und Froschhauser See. Dieses „Dreigestirn“ zählt zu den wärmsten Gewässern Bayerns, also Badehose einpacken, wenn Ihr mögt. Der Hohe Peißenberg ist und unser erstes Ziel, das Herz des Pfaffenwinkels, ja sogar der schönste Aussichtsgipfel Oberbayerns. Stolze 988 m hoch blickt von oben eine fast 250 Jahre alte Wetterstation weit hinaus ins Land, gleich nebenan sorgt der berühmte „Bayerische Rigi“ für kulinarisches Wohlbefinden, garniert mit einer herrlichen Aussichtsterrasse.

Über Wessobrunn und den Lech flussabwärts erreichen wir das historische Landsberg am Lech, das wir aus der vorangegangenen Runde bereits kennen. Geltendorfs Gemütlichkeit am Nordzipfel des Ammersees ist sprichwörtlich – zumindest 10 Monate im Jahr. Nur im Sommer wenn das weltberühmte Kaltenberger Ritterturnier seine Pforten öffnet, dann steppt in Geltendorf der „Bär“. Prinz Luitpold von Bayern, Urenkel des letzten bayerischen Königs, erfüllte sich vor über 30 Jahren einen Kindheitstraum: „Echte“ Ritterspiele in einer historischen Umgebung“. Toll und sehenswert, Karten bitte rechtzeitig reservieren!

Der Ammersee begrüßt uns als gemütliches Pendant zur Promi-Badewanne Starnberger See. Herrsching mit seiner malerischen Lage direkt am Ammersee-Ufer ist ein äußerst beliebtes Ziel all derjenigen, die dem Rummel am Starnberger See entfliehen wollen, ja die Herrschinger Seepromenade soll sogar die längste Bayerns sein. Eine der schönsten ist sie auf jeden Fall …
Ein ganz besonderes Ausflugsziel erwartet uns dann justament zur Mittagszeit: Kloster Andechs mit über 600 Jahren Gastlichkeit hoch oben auf dem Klosterberg. Sowohl der Klostergasthof aus dem 15. Jahrhundert als auch das Bräustüberl mit seiner Aussicht auf das Voralpenland schenken das zu Recht berühmte Andechser Bier aus, gerne in Kombination mit einer Schweinshaxe - also einer echten bayerischen mit knuspriger Kruste und über einem Kilo Lebendgewicht. Mahlzeit!

Wer auf Andechs keinen Sitzplatz ergattern konnte, darf sich auf Kloster Leutstetten freuen, ein verträumtes Dorf nördlich von Starnberg. In dessen schattigem Herzen erwartet uns der Schlossbiergarten Leutstetten, ein beliebter Bikertreff mit leckerer Speis & Trank.
Starnberg und die berühmteste Promi-Badewanne Bayerns begrüßen uns gleich im Süden. Die hübsche Seepromenade begeistert mit dem Blick auf den zweitgrößten See Bayerns und zahlreichen Einkehrmöglichkeiten. Und mit so manch königlichen Spuren, denn am Ostufer markiert ein schlichtes Holzkreuz die Stelle, an der Deutschlands einziger Märchenkönig Ludwig II. in jener Juninacht 1886 ertrunken sein soll. Oder doch auf der Flucht erschossen wurde? Mehr Details dazu im königlichen Special.

„Tutzing ist weit schöner, als wir uns vorstellen können ... man sieht sich nicht satt." schwärmte sogar Johannes Brahms, der am Starnberger See 1873 einen Sommer verbrachte. Und vermutlich via Seeshaupt auch die immer noch irgendwie geheimnisvollen Osterseen erkundete - 20 tief in Wäldern versteckte „Toteiskessel“, wie Geologen emotionsfrei formulieren würden. Im letzten Sonnenschein geht es vorbei an Rieg- und Froschhauser See retour nach Murnau, die Badesachen zum Trocknen auslegen.

Text und Fotos © Heinz E. Studt

Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden