Zwischen den Meeren

Motorradtouren zwischen Nord-und Ostsee ©Frank Sachau

5 Motorradtouren in Schleswig Holstein

Jeder Grundschüler Schleswig-Holsteins lernt, dass das Bundesland vom östlichen Hügelland an der Ostseeküste, über die leicht gewellte Geest bis in die flache Marsch am Nordseestrand erstreckt, im Norden grenzt es an das Dänische Königreich, im Süden an den mächtigen Strom der Elbe. Die Gletscher der letzten Eiszeit schufen die Hügellandschaft der Holsteinischen Schweiz. Mit Eintreten der Tauperiode füllte das Schmelzwasser tiefer gelegene Landstriche und Täler, es entstanden über 70 Seen. Im Landesinneren, der Geest, liegt der Naturpark Aukrug. Das dünn besiedelte Gebiet besticht durch große Wald- und Ackerflächen, Feuchtgebiete und kleine Flussläufe. Der abwechslungsreiche Landstrich bietet zwar keine besonderen Attraktionen, dafür aber stressfreies Motorradwandern in unverfälschter Natur. Dithmarschen und Nordfriesland gehören zum jungen Marschland und sind zwischen Dänischer Grenze und Nord-Ostsee-Kanal angesiedelt. Die Bedrohung durch Sturmfluten, die ständig vorherrschenden Winde und das flache Land prägten einen besonderen Menschenschlag, der bis heute zu Unrecht als stur und einsilbig gilt.

TOUR 1 Moin! Ein Fischbrötchen bitte

172 km – ca. 4 Stunden – Navigationsdaten zur TOUR 1 bei KURVIGER.de laden 


Eine Fischbrötchenbude an der Kappelner Schleibrücke bildet den imaginären Start- und Zielpunkt der Rundreise um den Landstrich Angeln. Richtig maritim geht es im Fischerort Maasholm zu und am Leuchtturm von Falshöft. Norddeutsche Windgesichter finden sich am Hafen von Langballigau ein. Der Bikertreff bietet ein fantastisches Panorama über die Flensburger Förde bis nach Dänemark. Völlig vom nassen Element umzingelt ist das schneeweiße, über 400 Jahre alte Wasserschloss Glücksburg. Der Flensburger Hafen war Umschlagplatz der Westindiensegler, die seit dem 18. Jahrhundert Jamaika-Rum anlieferten. Früher dehnte sich das dänische Königreich bis an die Elbe aus, denn Schleswig-Holstein gehört erst seit 1867 zu Preußen. Auf dem historischen Ochsenweg wurden dänische Rinder von Viborg in Nordjütland durch den mächtigen Wikingerwall Danewerk nach Altona an der Elbe getrieben. Aus der Domstadt Schleswig windet sich die B 201 durch Felder und Wiesen, die durch typische Knicks voneinander getrennt sind, zurück nach Kappeln.

Übernachtungstipps findet ihr bei folgenden Tourismusbüros

Touristinformation an der Mühle Amanda, Kappeln

Touristinformation Flensburg

Touristinfo Schleswig

TOUR 2 Im Wikingerland

132 km – ca. 3 Stunden – Navigationsdaten zur TOUR 2 bei KURVIGER.de laden 


Die Schlei, einst Hauptverkehrsader der berüchtigten Nordmänner, erstreckt sich von der Ostsee bis tief ins Binnenland und ist heute das ideale Terrain für erlebnisreiche Motorradwanderungen. Den Anfang macht die Etappe vom Wikingermuseum Haithabu über die Hüttener Berge und an den Binnenseen entlang in die Hafenstadt Eckernförde. Am nördlichen Ufer der Bucht wartet eine schmale Küstenstraße, kurviger Fahrspaß ist ständiger Begleiter auf dem Abschnitt über die Halbinsel Schwansen, an der Schlei entlang bis nach Kappeln. Kaum den Wasserweg gequert, fordert Arnis, kleinste Stadt Deutschlands, einen Stopp. Von nun an schmiegt sich gewundener Teer dicht an den Ostseefjord und bietet Panoramen ohne Ende. Anschließend geht es durch die Hintertür nach Schleswig hinein, um die alte Fischersiedlung Holm mit ihren engen Gassen zu erkunden. Das zünftige Ende bildet der tausendjährige Runenstein in Busdorf, der die Inschrift trägt: „König Sven setzte diesen Stein für seinen Gefolgsmann Skarde, der nach Westen gezogen war, aber nun fiel bei Haithabu“.

Übernachtungstipps findet ihr bei folgenden Tourismusbüros

Touristinformation an der Mühle Amanda, Kappeln

Touristinfo Schleswig

Touristinfo Eckernförde

TOUR 3 Neues aus Schleswig-Holsteins Mittelerde

131 km – ca. 3 Stunden – Navigationsdaten zur TOUR 3 bei KURVIGER.de laden 


Die Tour durch den stillen Naturpark Aukrug startet kontrastreich: Erst am Nordostseekanal kleine Kähne und große Pötte bestaunen und dann von Jevenstedt über Kopfsteinpflaster und an Reethäusern vorbei nach Aukrug. Wild unentschlossen gluckert die junge Stör durch die Landschaft und versteckt sich dabei immer wieder hinter den zahlreichen Knicks. Diese typisch norddeutschen Wallhecken begrenzen Ackerflächen, schützen vor Erosion und sind Lebensraum zahlreicher Kleintiere. Das beschauliche Kellinghusen kann auf eine lange Tradition als Keramikstadt zurück blicken, denn die hier hergestellte Fayencen waren in vielen Adelshäusern Europas begehrt. Die sich nun anschließende, kurvige Etappe über Hennstedt nach Hohenlockstedt entpuppt sich als Motorradstrecke par excellence. Nach einem Sprint über die B 77 entführt eine frisch geteerte Allee durch Hohenwestedt ins kleine Todenbüttel, wo an der Windmühle Senta zur Kanalfähre Breiholz abzubiegen ist.

Übernachtungstipps findet ihr bei folgenden Tourismusbüros

Touristinfo Rendsburg

Touristinfo Kellinghusen

Tourismus Nortorfer Land

TOUR 4 In Deutschlands Death Valley

271 km – ca.5,5 Stunden – Navigationsdaten zur TOUR 4 bei KURVIGER.de laden 


An der tiefsten Landstelle, 3,54 Meter unter dem Meeresspiegel, beginnt der Trip durch Dithmarschen. Nach dem Sprung über den Nordostseekanal geleiten schnurgerade Straßen durch das Reich der Köge, dem Meer in Jahrhunderten abgerungenes, eingedeichtes Neuland. In der Friedrichskooger Seehundaufzuchtstation werden einsame Seehundbabys, die sogenannten Heuler, aufgepäppelt und auf das Leben im Wattenmeer vorbereitet. Von dort stammen die frischen Krabben, die im Hafenstädtchen Büsum angeboten werden. Schon ist man im Strudel der Gezeiten und gelangt über das vor Sturmfluten schützende Eidersperrwerk auf die nordfriesische, von Watt, Wind und Wellen geprägte Halbinsel Eiderstedt. Nach einem Bummel durch St. Peter-Ording geht es am berühmten Leuchtturm von Westerhever vorbei in das einst von Holländern gegründete Friedrichstadt. Unerwartet viele Kurven verbinden die Feuchtgebiete der Marsch mit der etwas höheren Geest, wo auf das stille Hanerau-Hademarschen das Heavy-Metal-Mekka Wacken folgt.

Übernachtungstipps findet ihr bei folgenden Tourismusbüros

Tourismusverein Friedrichstadt und Umgebung e.V

Tourismusverein Wesselburen und Umland

Touristinfo Büsum

TOUR 5 Auf den Spuren von Theodor Storm und Emil Nolde

187 km – ca.3,5 Stunden – Navigationsdaten zur TOUR 5 bei KURVIGER.de laden 


Diese Herren gehören zu Nordfriesland wie das Wellenrauschen der Nordsee und das Heulen des Windes, und mit ihren Werken Land und Leute weit über alle Grenzen bekannt machten. Tourauftakt am Husumer Tine-Brunnen, zu Füßen einer entschlossen wirkenden Fischersfrau, die in Richtung Hafen schaut. Kurs Nordwest liegt an. Hinter den schützenden Deichen führt die Küstenstraße zum Hauke-Haien-Koog und erinnert an Storms Novelle “Der Schimmelreiter”. Hunderte Windräder säumen den Weg, bis an der dänischen Grenze ein Schild nach Seebüll weist. Hier errichtete der Maler und Grafiker Emil Nolde ein Wohnhaus mit Atelier inmitten eines farbenprächtigen Gartens - Inspiration für den Künstler, der gern mit kräftigen Farben malte. Abseits der Bundesstraßen zeigt sich die nun folgende Region zwar flach wie ein Billardtisch, aber reich an Kurven. Und anders als einst vom Schriftsteller Storm bezeichnet, präsentiert sich Husum, die "graue Stadt am Meer", im Sonnenschein.

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Husum Tourismus

Dagebüll – Nordfriesland-Tourismus

Text und Fotos ©Frank Sachau

Über den Autor

Das großgewachsene Nordlicht Frank Sachau ist seit 30 Jahren überzeugter BMW GS-Treiber. Die zahllosen Reisen des waschechten Schleswig-Holsteiners führten von der Spitze Dänemarks bis in die Toskana, von Polen bis in die Pyrenäen, und zwischen Wien und Nizza blieb kein namhafter Alpenpass unberührt. Selbstverständlich kamen auch Deutschlands schönste Flecken unter die Räder. Die Bilder und Geschichten seiner Touren sind in vielen bekannten Motorradmagazinen zu finden. Als freier Mitarbeiter verschiedener Verlage zieht es den 58-jährigen Bankkaufmann auch immer wieder in die facettenreichen Küstenregionen zwischen Ems- und Odermündung. Nicht nur an Kurven, sondern auch an Küche und Kultur interessiert, hält er sich an das Motto des Dichters Jean Paul (1763 – 1825): Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist.