Ein kleiner Schritt für Biker
Für uns ist es nur ein Katzensprung gen Südwesten, landschaftlich und auch fahrerisch liegen jedoch Welten zwischen dem, was war und dem was kommt. Die folgenden Tagestouren widmen sich intensiv der Alpensüdseite, den Regionen Norditaliens, wo der Winter moderat, der Frühling früh, der Sommer sonnig und der Herbst ein einziger langer Genuss sind. Unter klimatischen Normalbedingungen versteht sich. Und fahrerisch: Es bleibt extrem kurvenreich, es geht nicht mehr so hoch hinaus und selbst erfahrene Biker werden das ein oder andere Mal ein gerne „Heureka“ ausrufen beim Blick über das Windshield. Versprochen ...
Obst und Weinbau prägen das Umland rund um unseren Ausgangsort Kaltern an der Weinstraße. Gemeint ist die 1964 gegründete Südtiroler Weinstraße, die Strada del Vino dell'Alto Adige, eine der Gründung Weinregionen Italiens. Touristisch perfekt erschlossene Glocken Kaltern und seine Nachbarorte, aber nicht nur Weinliebhaber, sondern auch leidenschaftliche „Warmduscher“.
Stichwort Kalterer See: Er ist der wärmste Badesee der Alpen, außerdem einer der größten Seen Südtirols. Seine Wassertemperatur beträgt im Sommer bis zu 28° C, touristisch erschlossen sind hauptsächlich das Ost- und Westufer, das Südufer ist weitgehend verschilft.
Zuerst schrauben wir uns den Mendelpass hinauf. Der Hausberg Kalterns eignet sich hervorragend zum Warmfahren und geizt nicht mit hervorragenden Ausblicken.
Über Fondo erreichen wir dann das Nordufer des malerischen Lago di Santa Giustina. Der riesige Stausee, dessen Staumauer übrigens nach der Fertigstellung 1951 immerhin die höchsten Europas war, zählt noch heute zu den größten Talsperren der Erde. Und wird umgeben von einem dichten Netz atemberaubend kurvenreicher Landstraßen, die oft im Jahr ganz allein uns gehören. Maut!
Ein weiteres Vergnügen erwartet uns auch auf dem Weg über Dimaro hinauf zum Passo Campo Carlo Magno. Noch nie davon gehört? Macht nix, er wird Euch gefallen. Die Passhöhe selbst könnte man bei entsprechender Kurvenhatz leicht übersehen, rechter Hand an einer kleinen Kirche steht das Schild für das obligatorische Instagram-Beweisfoto.
Der Abstieg hinunter nach Madonna di Campiglio ist fahrerisch anspruchslos, der berühmte Wintersportort aber eine Schau. Auch im Sommer. Denn es ist ein eher untypischer Skiressort-Gigant, der auch im Sommer nahezu auf „voller Kraft“ läuft. Der Ort liegt auf gesunden 1.500 Höhenmetern inmitten einer wunderschönen Talsenke zwischen Brenta und dem Adamello-Gletscher. So richtig aus dem Dornröschenschlaf erwachte das Bergdorf erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der österreichische und mitteleuropäische Adel diese Perle in den Bergen für sich entdeckte. Als Gäste weilten dort ua Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Joseph von Österreich.
Zugegeben, Pinzolo und Spiazzo haben touristisch kaum eine Chance gegen „die Madonna“, wir konzentrieren uns auch auf die Eroberung des Passo Daone (nein nicht Danone ...) auf 1290 m als kurvenreiche Alternative zur parallel verlaufenden und langweiligen SS239. Tione di Trento lädt zu einem kurzen Boxenstopp sowie einem Sackgassen-Abstecher hinauf zu den beiden Stauseen Lago di Malga Boazzo und Lago di Malga Bissina. Herrliche Landschaften und idyllische Pausenplätze erwarten uns. Genießt es! So wie den Ritt über Storo hinauf zum Passo di Tremalzo auf 1665 m Höhe.
Bitte aufgepasst: Denzel-Schwierigkeitsgrad 4 erwartet uns, das ist nicht zu unterschätzen. Zwar auf Asphalt, aber gespickt mit Engen und Kehren teilen. Wer es sich nicht zutraut, lässt den Pass einfach aus. Die Trasse folgt wie so oft hier in den Alpen einer alten Militärstraße, die im 1. Weltkrieg atemberaubend in den Fels gesprengt wurde. Auf der Scheitelhöhe ist umkehren angesagt, die Piste hinab an das Gardasee Westufer ist für Motorfahrzeuge strikt gesperrt.
Entspannung finden wir sodann rund um den Lago di Ledro, auf dessen Grund immerhin Siedlungsspuren aus der Bronzezeit zu finden sind - wenn der Wasserspiegel tief steht. Hotels, Restaurants und Cafés säumen den See, der als ruhige Alternative zum oft proppenvollen Gardasee beliebt ist. Apropos: Mit Riva del Garda haben wir die beliebteste Badewanne der Deutschen dann auch erreicht, wenden uns aber sogleich gen Norden zum Passo del Ballino. Keine Angst: An den Gardasee kommen wir bei der Tour „Das Warten hat nun ein Ende“ zurück.
Der Passo del Ballino mit seinen 764 m Höhe begeistert vor allem durch seine Landschaften, die uns zügig über die Ponte Arche zum Lago di Molveno sowie dem Andalo-Pass, der Sella di Andalo begleiten – unsere letzten landschaftlichen Höhepunkte für heute.
Die Fahrt über die Sella di Andalo respektive den Andalosattel begeistert vor allem Freunde grandioser Landschaften. Fahrerisch ist die Strecke einfach und lässt viel Raum, sich umzuschauen. Ganz besonders auch am Ufer des malerischen Lago di Molveno, der Reich an Picknickplätzen und Möglichkeiten, zum Abstellen auch mehrerer Motorräder ist. Den schönsten Blick auf den See sowie die dahinterliegende Brenta-Gruppe haben wir vom Parkplatz vor dem Ort Molveno aus. Genießt es.
Vor allem der Andalosattel in Kombination mit dem Lago di Molveno ist ein echter optischer Leckerbissen. Apropos: Retour auf der Südtiroler Weinstraße wächst die Auswahl an Leckerbissen schlagartig in Richtung unendlich ...
© Text Heinz E. Studt
ca. 360 km - Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden .Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich – einfach den Kurviger-Link anklicken, einen neuen Ausgangspunkt und festlegen los geht's! ...
Pässe und Alpenstraßen auf dieser Tour