Marathon oder Genussriding

MoTOURguide-Norditalien-Motorradtour-Brennerpass © Heinz E. Studt

Norditalien 01 2023 Tour 03Diese Rundtour ist mit über 400 Kilometern die längste unseres gesamten Norditalien-Guides und ein Traum für Kilometerfresser. Wer es lieber gemütlich, ja genüsslich angehen möchte, teilt sie einfach in zwei Portionen. Ru nd um unseren Einkehrtipp im herrlichen Kühtai gibt es dazu auch perfekt passende Übernachtungstipps im österreichischen Bundesland Tirol. Ein Schwerpunkt der Runde sind die herrlichen Täler rechts und links der Hauptstrecke. Bringt Zeit mit und genießt diese acht prächtigen alpinen Sackgassen bis zum jeweiligen Talschluss.

Eines der wohl schönsten Relikte aus Römertagen ist Burg Reifenstein, 900-jähriges Wahrzeichen perfekter Burgenbaukunst. Auf hohem Fels erhebt sich die übrigens niemals eroberte Festung aus den Sümpfen des Sterzinger Moors und zählt heutzutage zu den schönsten Burgen Südtirols. Eine Augenweide, die auch Sterzing selbst guttut. Gönnt Euch unbedingt einen Rundgang durch das historische Zentrum des viel besuchten Ortes, bestaunt den berühmten Zwölferturm und genießt den Einkehrschwung in der Fußgängerzone. Sterzing bietet genügend Substanz aus Gestern und Heute, um ein echtes Highlight zu sein.

Bevor wir uns dann dem ersten Passvergnügen widmen lockt ein Abstecher ins Ridnaun Tal.
Gerade einmal 20 Kilometer lang mit Schloss Wolfsthurn hoch über Mareta als Postkartenidyll. Die barocke Schlossanlage stammt aus dem 12. Jahrhundert und beherbergt sehenswerte Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Am Schneeberg ganz am Talende gibt es eine 900-jährige Bergbaugeschichte zu bestaunen, lag hier doch immerhin das höchstgelegene Bergwerk Europas. Zwar 1978 aufgrund mangelnder Rentabilität eingestellt, ist das Bergwerk heute als Museum ein beliebter Anziehungspunkt.
So wie der nun vor uns liegende Jaufenpass. Wem die Imbissbude am Bikertreff auf der Passhöhe nicht genügt, der kann sich nun im hübschen Bergdorf Sankt Leonhard im Passeier ordentlich stärken. Zahlreiche Gasthöfe und Cafés laden zum Boxenstopp. Frisch gestärkt erwartet uns nun das berühmte Timmelsjoch.

Natürlich mit einem Besuch des bereits legendären Motorradmuseums, das in einer mondlosen Nacht auf den 18 Januar 2021 bis auf seine Grundmauern niederbrannte. 300 historische Motorräder wurden ein Raub der Flammen, Auslöser war ein technischer Defekt. „Alles neu - alles größer“ lautete wenig später schon das Motto der Museumsbetreiber und heute lockt die neue Erlebniswelt mit Unikaten und technischen Wunderwerken auf satten 4.000 qm Ausstellungsfläche mit über 500 Exponaten aus allen Epochen der automobilen Technik, mit Panoramarestaurant und Gipfelbergbahn.

Die auf Österreicher Seite mautpflichtige Timmelsjochstraße entlässt uns sodann in das malerische Ötztal mit seinen idyllischen Dörfern und weiten Talböden. Und dem alpinen Höhepunkt der Ötztaler Gletscherstraße mit im Sommer deutlich weniger Trubel, oftmals freien Pisten und anspruchsvollen Höhenmetern.

Bevor wir uns dann im mächtigen Inntal verlieren, setzten wir den Blinker rechts hinauf ins Kühtai, der schönsten Alternativstrecke gen Innsbruck. Mit dem Dorfstadl, direkt an der Hauptstraße, wartet hier die sehr gelungene Verschmelzung von genussvollem Speisen in herrlicher Höhenlage und kultigem Treff.

Apropos Innsbruck: Die Stadt ist eine der schönsten Perlen Tirols, Hauptstadt des Bundeslandes und immerhin fünftgrößte Stadt Österreichs. Reich gesegnet mit historischen Bauten aus der Zeit Kaiser Maximilians I, mit sehenswerter Altstadt samt „Goldenem Dachl“, einen mit vergoldeten Kupferschindeln gedeckten Erker der ehemaligen Fürstenresidenz. Aber bitte aufgepasst: Die unzähligen Einkehrmöglichkeiten in den Innsbrucker Altstadtgassen können Tourenpläne atomisieren.
Dabei liegt der größte „Schatz“ dieser Runde nun erst vor uns: die Alte Brennerstraße mit ihren sieben Seitentälern, mit sieben der schönsten Sackgassen der Alpen.

Beginnen wir den Genusstag mit dem berühmten Stubaital, dem Traum aller Wintersportfans. Die Stubaier Ortschaften sind aber auch von Frühling bis Herbst echte Hingucker, Abstecher, wie die Single-Track-Road in das mehr als prächtige Oberbergtal würzen den Genuss noch mehr.
Nummer zwei ist das naheliegende Navistal, eines der schönsten am Brenner. Durch eine einsame Bergbauern-Kulturlandschaft führt uns die Straße hinauf in die Welt der Tuxer Alpen. Nach gut 15 Kilometern enden alle betonierten Wege rund um das Örtchen Navis.

Das Gschnitztal ist die kürzeste Sackgasse am Brenner und steht als nächste Highlight auf unserem Roadbook. Fernab von Ringelpiez und Hektik zweigt das Tal bei Steinach gen Westen ab, seinen Taleingang dominiert die gut 700 m lange Gschnitztalbrücke der Brennerautobahn.

Gleich hinter Gries setzen wir dann den Blinker hinauf Richtung Schmirn. Östlich von St. Jodok erwarten uns das Valser- und Schmirntal mit ihrer immer wieder überraschenden Weitläufigkeit. Vals, Schmirn sowie all die anderen Weiler gleichen einer eher zufälligen Ansammlung von alten, über die Jahrhunderte zusammengewachsenen Bergbauernhöfen.

Nur einen Katzensprung südlich davon erwartet uns zu guter Letzt auf Österreicher Seite noch das Obernbergtal, auch heutzutage immer noch ein Geheimtipp bei allen Naturfreunden. Durch lichte Lärchenwälder schwingt die Strecke bergan, verziert mit bizarren Fels- und Steingebilden. Wenige Meter hinter dem Dorf Obernberg ist Schluss mit der Kurvenhatz, rasch den Seitenständer ausgeklappt und ganz tief durchatmen. Das ist hier oben derart gesund, das müsste eigentlich über jede Krankenkasse abzurechnen sein.

Nicht minder bildhübsche Alpentäler erwarten uns auch südlich des Brenners. Im Zentrum von Colle Isarco (Gossensaß) zweigt rechter Hand das Val di Fleres oder Pflerschtal ab. Wie, noch nie davon gehört? Macht nix, genießt die Fahrt entlang der Südflanke der imposanten Tribulaun-Gipfel.
Zum Abschluss gönnen wir uns nun noch einem Besuch im Val di Vizze (Pfitscher Tal), einem malerischen Hochtal mit gut 40 km höchst kurvenreichem Fahrgenuss. Wer dort allerdings den ausgeschilderten Passo di Vizze, das Pfitscher Joch auf 2.246 m erobern will, benötigt ein Mountainbike oder Wanderschuhe. Die Straße ist nur bis ca. 4 km vor dem Pass motorisiert befahrbar, danach offiziell gesperrt. Pläne, den Passo di Vizze mit einer asphaltierten Zufahrt dem Tourismus zu öffnen, gibt es bereits.

© Text Heinz E. Studt

ca. 450 km - Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich – einfach den Kurviger-Link anklicken, einen neuen Ausgangspunkt festlegen und los geht’s!

Pässe und Alpenstraßen auf dieser Tour

Pässe T03