Welch länderübergreifender Hochgenuss
Den fahrerisch recht moderaten Teil des Südtiroler Pustertales haben wir ja auf Tour „Versprochen ist versprochen“ bereits erkundet. Heute nun erfahren wir das Hochpustertal, den östlichen Teil dieses mächtigen Flusstales ganz besonders intensiv. Dass wir diesen Höhepunkt Südtirols mit einem Abstecher ins österreichische Osttirol kombinieren, sei erlaubt. Zumal es im Angesicht der dortigen fahrerischen Genüsse absolut unglaubwürdig, ja geradezu sträflich wäre, Euch oben am Staller Sattel auf der Grenze zwischen Italien und Österreich zu empfehlen, das Moped zu wenden. Beginnen wir auch früh am Morgen mit einer länderübergreifenden Genusstour, die zu den schönsten dieses Norditalien-Reiseführers gehört.
Das Toblacher Feld ist nicht nur eine große europäische Wasserscheide, es ist auch weithin bekannt für sein atemberaubendes Dolomiten-Panorama, das sich Richtung Süden zeigt. Inklusive der berühmten Drei Zinnen, einem markanten Gebirgsstock der Sextener Dolomiten, dem wir noch zum Greifen nah sein werden.
Bevor wir nun die Rundreise beginnen, werfen wir noch einen rasanten Blick ins malerische Pragser Tal. Das geht recht fix, denn nach gut neun Kilometern erreichen wir den Talschluss mit dem idyllischen Pragser Wildsee, einem herrlichen spontanen Pausenplätzchen. Apropos: So einen finden wir auch im Nun folgenden kehren- und panoramareichen Abschnitt unserer Tour. Einfach am Lago di Anteselva, dem Antholzer See den Blinker links setzen, den Seitenständer ausklappen, Helm ab und ganz tief durchatmen. Das ist purer Balsam für die Lungenbläschen.
Balsam für die Gashand ist der nun folgende Aufstieg von Süden kommend hinauf zum Staller Sattel, der Grenze zwischen Italien und Österreich. Der Einbahn-Verkehr ist ampelgesteuert nach strengem Zeitplan, erst oben auf der unscheinbaren Passhöhe auf immerhin 2052 m haben wir wieder freie Fahrt.
Es folgt eine erinnerungswürdige Kurvenhatz hinab in das wunderschöne Defereggental, ein fahrerischer und touristischer Hochgenuss. Die Ortschaften rechts und links des Lenkers haben sich ihren ganz eigenen Charme bewahren können. Sehr hübsch und immer einen ausgiebigen Boxenstopp wert sind Hopfgarten, Sankt Veit und auch Sankt Jakob mit ihren historischen Zentren und zahlreichen Einkehrmöglichkeiten.
Sehenswert ist auch Matrei in Osttirol. Über 150 Dreitausender, höchst beeindruckende Gletscher und der größte Nationalpark Mitteleuropas liegen hier integriert zum Greifen nahe rundherum.
Zum Beispiel auf einem Abstecher in Osttirols schönster Sackgasse: das Virgental. Hartnäckig hält sich bis heute die Behauptung, dass die Straßenbauer des hochalpinen Tales Motorradfahrer mit Leib und Seele gewesen sein müssen! Denn in wahrlich perfekten Rechts-Links-Kombinationen schlängelt sich die Talstraße über sehenswerte Bergdörfer, wie Virgen und Prägraten, vorbei an mächtigen Gehöften auf einsamen Almen sowie den überwältigenden Charme einstmals grenzenloser Abgeschiedenheit. In Hinterbichl am Ende des Hochtales heißt es dann erneut: Bitte absteigen, sich ins Gras setzen und mit der Seele baumeln.
Da hat es das nun folgende Hochtal um Kals am Großglockner fast schon ein wenig schwer. In Huben zweigt sie gen Osten ab, die kurvenreiche Zufahrt. Prachtvolle Lärchenwälder säumen den Weg über eine gut ausgebaute Straße Bergan. Erst nach gut zehn Kilometern öffnet sich der Wald und eine handvoll wunderschöner Bergbauernhöfe drapiert sich malerisch in einem weiten Hochtal zu Füßen der Südflanke des Großglockner-Massivs, dem Höhepunkt der gesamten Hohen Tauern.
Die mautpflichtige Kalser Glocknerstraße führt uns sodann zur Südflanke des Großglockners. Maut! Lienz, die Hauptstadt Osttirols empfängt uns wenig später zur Einkehr am Mittag. Als Nachtisch gönnen wir uns die herrliche Pustertaler Höhenstraße.
Natürlich mit einem Abstecher in das einsame Villgratental nach Innervillgraten. Das Tal trägt das Tiroler „Bergwege-Gütesiegel“ als Auszeichnung für die besondere Naturschönheit einer Region und seiner Bergrouten. Außervillgraten als erstgelegener Ort des Hochtales war Jahrhunderte lang Ausgangspunkt für viele alpine Exkursionen, Innervillgraten zählt mit seinem bäuerlichen Charakter zu den urigsten und schönsten Bergdörfern Tirols. Hier ist die gute alte Zeit noch ganz nah.
Via Innichen erklimmen wir zum Abschluss des Tages noch zwei Höhepunkte. Sehr kurvenreich auf schmaler Piste geht es auf der Grenze zwischen Karnischen Alpen und Dolomiten gen Südosten direkt in den Einstieg zum Passo San Antonio.
Der Rest des Weges ist „easy going“, über Auronzo di Cadore schwingen wir zum Lago di Misurina, dem landschaftlichen Highlight des „Parco Naturale delle Dolomiti d'Ampezzo“, einem gewaltigen Bergsee zu Füßen der „Tre Cime di Lavaredo“, drei steil aufragender Felszinnen. Die am Nordufer ausgeschilderte „Strada Panoramica Delle Tre Cime“ irren wir heute erst einmal, auf der Tour „Der Achter, der bei uns unendlich ist“ gönnen wir sie uns aber vollumfänglich. Für heute wäre das wohl zuviel des Guten...
© Text Heinz E. Studt
ca. 375 km - Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden .Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich – einfach den Kurviger-Link anklicken, einen neuen Ausgangspunkt und festlegen los geht's! ...
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